Die Verwirrungen der Fliegenschnüre |
Reinhard 02
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Die Verwirrungen der Fliegenschnüre |
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Da ich den thread hier http://rutenbauforum.de/rodbuilding/thre...?threadid=12765
nicht weiter off topic führen möchte, gehe ich hier noch mal exemplarisch auf die "Irrungen" der Fliegenschnurhersteller an konkreten Beispielen ein.
Zum Beispiel Vision "Big Mama" und "Big Daddy".
Dies sind beide für die schwerere Streamerfischerei gedacht.
Die Daddy hat eine kurze Keule von ca. 9m und die Mama hat eine längere Keulevon ca. 11,5m.
Soweit - so gut.
Aber: Die "Klasseneinteilung" von Vison fallen sehr suspekt aus:
Meine Big Mama, Klassenangabe 8/9 hat ein Keulengewicht von ca. 27gr. Das ist für eine 8er Rute schon ein heftiges Gewicht.
Die Daddy fällt dagegen bei vergleichbarer Klassenangabe deutlich leichter aus.
So ist die 23gr Daddy als Klasse 10/11 gekennzeichnet!!
Zwar hat die Daddy die etwas kürzere Keule und ich habe ja schon geschrieben, dass eine längere Keule etwas schwerer sein kann, als die kurze, aber hier stimmen die Relationen überhaupt nicht!
Aber zum Glück gibt es ja die genauen Angaben für Gewicht und Keulenlänge.
und somit kann man die Schnüre auch ohne eine Klassenangabe einordnen.
Da ist die Daddy "10/11er" dann eher eine 8/9er und meine 27gr Mama eine 9/10er.
Solches Durcheinander gibt es auch bei anderen Firmen.
Schaut euch zB. mal bei Scientific Anglers an, was die so alles als "12er" Schnur verkaufen. Die Gewichte fallen da auch sehr unterschiedlich aus.
Sobald man eine Keulenlänge und ein Keulengewicht hat, kann man selber mitdenken und muss sich nicht auf die Klassenangabe der Firma verlassen.
Reinhard
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03.02.2021 11:39 |
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Rissi
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Finde deinen Beitrag super.
Leider wissen das viele nicht, weder Verkäufer und schon gar nicht Anfänger. Ich habe das leider selber erlebt, dass mir für eine 6er Fliegenrute eine #6 Schnur verkauft wurde und diese Kombination überhaupt nicht funktionierte. Und auch heute findet man häufig in Internetshops keine Angaben zu Gewichten, wenn man Glück hat ist die Keulenlänge angegeben.
Da ist noch viel Aufklärungsarbeit notwendig.....
Gruß Rissi
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03.02.2021 15:06 |
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Reinhard 02
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03.02.2021 15:12 |
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Jeronimo66
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Die Verwirrung der Fliegenschnüre ist ein treffender Titel!
Scientific Anglers ist für mich im Moment ein Beispiel, wie man es nicht machen sollte.
Dass sie eine unglaubliche Zahl an verschiedenen Schnüren haben ist ja eigentlich eine gute Sache. So findet zwar wohl jeder was er sucht. Die Übersicht zu bekommen ist aber wohl für die meisten Menschen (ich schließe einen großen Teil der Angelgeräteverkäufer mit ein) wohl eine Überforderung
Auf der Homepage von SA findet man alle Schnüre im Shop. Müssten etwa 100! sein. Man hat auch einige Suchfilter. Das reduziert z.B. bei "Streamer" die Auswahl schon auf 35 und bei "Dry" auf fast überschaubare 14. Viel mehr sinnvolle Einschränkungen gibt es aus meiner Sicht nicht. Das Taper ist immer als Grafik angegeben, was schon mal super ist, wenn man gelernt hat es zu "lesen" (Ich tappe da zum Teil noch im Dunkeln). Die Keulenlänge auch, noch besser! Doch jetzt kommt es.
Beim Gewicht gibt es das Grain Weigt der ersten 30ft, also das Gewicht der ersten 9,14m nach AFTA. Leider lässt sich das höchstens ganz grob auf die Keulenlänge hochrechnen, das Taper ist ja auf der Länge unterschiedlich.
Wie blöd ist das denn?
Wenn man ein bisschen recherchiert, dann findet man für die eine oder andere Schnur durchaus auch mal die Angaben über das Keulengewicht. Ich habe solche Tabellen bei Shops in der USA, Norwegen und Polen gesehen, aber anscheinend haben die die Tabellen selber erstellt. Und für alle Schnüre gibt es die auch nicht. Bei SA habe ich diese Tabellen nicht gefunden.
Bei einem deutschen Händler findet man zumindest für eine "Meerforellenschnur" von SA die Angabe des Keulengewichts. Diese Schnur findet sich aber bei SA nicht, scheint also für den europäischen Markt zu sein. Und die Küstenfischer wollen halt Keulengewicht und Keulenlänge wissen.
Bei Loop z.B. ist das Ganze anders gelöst. Gibt nicht ganz so viele Schnüre, die Möglichkeit die Suche einzugrenzen beschränkt sich aber auf die Schnurklasse. Keulenlänge und -gewicht steht aber auf jeder Packung.
Bei den meisten Schnüren ist auch das Gewicht der Keulen, unabhängig von ihrer Länge oder dem Sinkfaktor identisch. Ist ganz spannend, da es z.B. die Evotec in 3 verschiedenen Längen gibt. Da kann in einer Klasse also die Evotec 85 zur Rute passen, die Evotec 105 mit einer 2m längeren Keule ist aber schon zu leicht und die gleichlange Sink 3 Schnur mit dem schlankeren Kopf passt wieder.
Habe mich früher mal gewundert, weil ich auf einer #4 Rute die längere Keule (damals 10m) besser fand und auf einer #5 Rute die kürzere (8,5m). Heute weiß ich warum. Die #4 Rute war mit der kurzen Keule schon etwas überlastet. Bei der #5 Rute passte die Schnur aber gerade so und die Längere war etwas zu leicht.
Carsten
Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von Jeronimo66: 03.02.2021 17:05.
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03.02.2021 16:42 |
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Jeronimo66
Moderator
  

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Aber damit keiner völlig verzweifelt hier gleich ein Lösungsansatz.
Um das passende Keulengewicht zu bestimmen muss ich das Gewicht, welches die Rutenspitze um 3,75° nach unten auslenkt, bestimmen. Dieses Gewicht gibt gleichzeitig die Schnurklasse der Rute an.
Das geht auch ohne Messanlage. Dafür spanne ich die Rute am Griff ein, dass der Blank über den Tisch ragt und messe ich die Aktionslänge (freie Länge des Blanks an Griff bis zur Spitze).
Da ich nun mit dem Winkel und der Aktionslänge zwei Werte habe, bestimme ich die Auslenkung mit: tan(3,75°) x Aktionslänge = Auslenkung.
Für Nichtmathematiker: Ich rechne 0,0665 x Aktionslänge = Auslenkung
(Geändert: Der Wert ist nur ein Näherungswert und liegt ein wenig höher als die tatsächliche Auslenkung. Die Abweichung ist aber gering genug, dass man sie im Einhandbereich der gängigsten Längen und Klasse vernachlässigen kann. Die Abweichung wird aber mit steigender Länge und Klasse größer)
Nun hänge ich mir ein leichtes Gefäß (z.B. Plastikbecher) an die Spitze und fülle es mit Gewicht (Ich nehme Geldstücke und Reiskörner), bis sich die Rutenspitze um die ausgerechnete Länge nach unten gesenkt hat.
Dieses Gewicht messe ich und habe mein Wurfgewicht. Dieses passt etwa zu einer 11,5m langen Keule. Ist meine Keule länger lege ich (über den Daumen)pro Meter 0,5 Gramm drauf, ist sie kürzer ziehe ich 0,5g/m ab.
Nach meiner Erfahrung haben die meisten Ruten eine gewisse Toleranz bei den Gewichten. Es kommt aber auch durchaus auf den Einsatzzweck und den Wurfstil an. Grundsätzlich ist das berechnete Gewicht aber ein guter Anhaltswert für das optimale Wurfgewicht. Dem Anfänger gibt ein Gramm mehr vielleicht noch bessere Rückmeldung. Der erfahrene Werfer nimmt vielleicht eher ein Gramm weniger.
Wer es genauer berechnen will, der findet auf der „Solitip“ Seite von Theo Matschewsky (Tuning --> 15° Power Vermessung) auch einen Schusskopfrechner. Dafür muss man aber auch die 15° Auslenkung haben.
Geändert: Die einfache Trigonometrie hilft uns da leider nicht weiter, wie ich gerade bemerkt habe. Wie man die, ohne eine Messanlage, berechnen soll weiß ich im Moment nicht. Die Rutenspitze bewegt sich ja nicht senkrecht nach unten, sondern in einer Art Kreisbogen. Auf Trigonometrie habe ich auch nicht wirklich Bockund die stärkere Aktion der Spitze verändert das Ganze ja auch noch.)
Solltet ihr diesen Lösungsansatz falsch finden, dann bitte ich um Korrektur. Ist der jetzige Stand meines Wissens und ich habe kein Problem damit, wenn ich jeden Tag klüger werde.
Ach ja, bei den meist zweifarbigen Schnüren nehme ich immer vorsichtig die „Pfeifenreiniger“ ab und klappe vorsichtig die Schläge der Keule ab. Diese wiege ich dann. Sollte das Gewicht nicht stimmen (hatte ich schon mehrfach) kann man die Schnur ganz gut zurückgeben. Ich bin auch so nett und sage dem Händler, dass das Keulengewicht nicht stimmt.
Carsten
Ach ja, ist alles nicht neu und das meiste habe ich auch schon in diesem Forum gelesen. Eine kleine Zusammenfassung in diesem Thread ist aber vielleicht für neue Mitglieder ganz hilfreich.
Dieser Beitrag wurde 5 mal editiert, zum letzten Mal von Jeronimo66: 04.02.2021 07:21.
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03.02.2021 16:50 |
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Reinhard 02
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Zitat: |
Original von Jeronimo66
Dieses Gewicht messe ich und habe mein Wurfgewicht. Dieses passt etwa zu einer 11,5m langen Keule. Ist meine Keule länger lege ich (über den Daumen)pro Meter 0,5 Gramm drauf, ist sie kürzer ziehe ich 0,5g/m ab.
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Das ist ein interessanter Ansatz, den ich mal im Hinterkopf behalte.
Auf die Schnelle über den Daumen gepeilt, kann das gut passen.
Reinhard
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03.02.2021 17:12 |
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Reinhard 02
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Ähnliches kann man durchaus sogar mal in der speziellen Fachliteratur - Fliegenfischerzeitschrift - lesen.
Dem Blinker als Allrounder kann man dass dann - fast - verzeihen
Reinhard
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03.02.2021 19:27 |
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Jeronimo66
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Moin,
ich weiß gar nicht was ihr habt.
Dass einem mit wachsender Erfahrung vieles in solchen Zeitschriften als ziemlich banal erscheint ist wohl normal. Und hat Blinker, als anerkanntes Fachmagazin für Fliegenfischer, doch gleich zweimal recht.
WENN Schnurklasse und Rute übereinstimmt liegt man richtig. Muss man doch Fliegenfischern genauso erklären, wie man Spinnfischer erklären muss, dass man keine 100g mit einer Rute mit 20-40g WG werfen sollte.
Und der Hinweis, dass es für Anfänger hilfreich sein kann mit einer etwas schwereren Schnur zu werfen, ist sogar richtig gut. Die Überbetonung unterstützt zu Beginn eindeutig das Gespür für das richtige Timing. Damit gelingen leichter vernünftige Würfe, die Motivation steigt, die Übungszeit steigt, und schon haben wir einen neuen Kollegen mehr
.
Carsten
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03.02.2021 19:51 |
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Reinhard 02
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Hier 3 Beispiele für aktuelle SA Salzwasserschnüre, alle Klasse 12 und Schwimmschnur, Herstellerangaben:
Amplitude Tarpon: Keulenlänge: 10,9m Keulengewicht: 25,6gr
Sonar Grand Slam: Keulenlänge 12,2m - Keulengewicht: 33,4gr
Amplitude Tropical Titan: KL: 13,1m KW: 44,1gr
Es trifft zu, dass mit zunehmender Keulenlänge auch etwas höhere Gewichte geworfen werden können, da sich normalerweise der Wurfrythmus verlangsamt, d.h. die Geschwindigkeit abnimmt, aber ich rede da von deutlich größeren Längenunterschieden bei überdeutlich geringerem Gewichtszuwachs: zB. 6er Rute: 16gr. bei 9m versus 20gr. bei 17m. (Trockenschnüre!)
Reinhard
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Reinhard 02: 03.02.2021 20:02.
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03.02.2021 20:01 |
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Jeronimo66
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Habe beim Lösungsansatz weiter oben etwas geändert. Ein einfacher trigonometrischer Ansatz wird bei größeren Auslenkungen zu ungenau.
Carsten
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04.02.2021 07:24 |
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