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Geschrieben von Reinhard 02 am 30.01.2011 um 17:09:

  Sportex-Glas-vierteilig

Hallo,

jetzt möchte ich euch mal an einem Projekt teilhaben lassen.

Ausgangspunkt ist ein Sportex-Glas Spinnrutenblank aus den 80ern, schon vor längerem in der Bucht erstanden.
Er ist 2,7m lang, ca.40-80gr., und wurde, wohl schon vom Werk aus wie es aussieht, ungleich geteilt und verzapft: Spitze1,7m, HT 1m, (Bild 1)


Ich habe mir eine ganze Weile überlegt, was ich damit anstellen möchte und bin zu dem entschluss gekommen, mir eine 11´Karpfenrute daraus zu bauen.
Dazu habe/werde ich das Handteil mit einem Einschub verlängern, Bild 2.

Jetzt stehe ich aber auf kurzgeteilte Ruten und habe beschlossen, den blank zu 4-teilen.
Dafür gab es jetzt 2 Varianten:

1. den Einschub ins HT als ein Teil, wäre dann ca. 70cm, dann das obere HT, 1m, und dann das Spitzenteil zB. ungleichmässig 1m und 70cm teilen.

Dies wäre die technisch beste Lösung, da die Spitze ohne Teilung 1m wäre und im Ht ein Zapfen wegfiele.
Aber die zusammengesteckte rute würde mir nicht so gut gefallen.

daher erfolgt die 2. Möglichkeit:
das verlängerte Ht und dasST werden mittig geteilt und verzapft.

Bevor zersägt wird natürlich noch spätere Ausrichtung festlegen und auf den zukünftigen blankteilen markieren! Bild 3

zersägt wird mit einer feinen Metallsäge, bei empfindlichen blanks benutze ich die Kante einer Dreiecksfeile, Bild 4

am Anfang rund um den blank ansägen, ohne durchzusägen, dann Stück für Stück vorsichtig vorarbeiten, Bild 5

das Ergebnis Bild 6,
die ungleiche Teilung beruht auf den noch fehlendenZapfen, wobei mir eine spätere geringe Abweichung der Längen wurscht ist.
Der Einschub ist übrigens noch nicht veklebt: 1. weil der Griff noch von oben drauf soll und 2. weil sonst vielleicht der Zapfen nicht durchpassen könnte.

nächste Folge "Verzapfung" demnächst in diesem Kino.

Gruss
Reinhard



Geschrieben von BigPaco am 30.01.2011 um 17:59:

 

Hi Reinhard!

Da bin ich ja mal gespannt! Ich habe schon länger Zapfenmaterial bei mir liegen und "extreme zapfening" als nächstes auf der Agenda stehen...

Gruß

Rainer



Geschrieben von laverda am 30.01.2011 um 20:15:

 

Hi Reinhard,
schönes Projekt und bei deiner Erfahrung kommt wahrscheinlich ein richtig netter Stecken bei heraus.

Eine kleine Anmerkung für derartige Rutenverlängerungen:
Man sollte darauf achten, dass das Verlängerungsteil hinreichende Steifigkeit aufweist.
Eine ausgeprägte "Griffaktion" stört gewaltig.

Gruß vom platten Niederrhein



Geschrieben von Reinhard 02 am 30.01.2011 um 20:18:

 

..keine Angst, es sind 2 Schichten.. großes Grinsen



Geschrieben von laverda am 30.01.2011 um 23:00:

 

Daumenhoch3



Geschrieben von Kohlmeise am 31.01.2011 um 08:18:

 

Hhmm, ich habe erst gestern gemerkt, wie Verlängern durch einen Einschub in die Hose gehen kann... verwirrt

Hatte noch einen gestrippten Blank einer alten Magna rumstehen, mit abgesägtem Handteil und einen steifen Restblank, der subjektiv hervorragend als Verlängerung geeignet erschien. Der Konus schien zu passen, kein Gewackle, kein Geklapper...

Also fix ein wenig angeschliffen, Kleber angerührt und was musste ich feststellen? Nach dem Einschieben drückte sich auf 3 Zentimeter Kleber durch einen feinen Riss am kurzen Handteil. Ist mir zuvor gar nicht aufgefallen. Irgendwas schien also doch nicht gepasst zu haben, zu viel Druck an der falschen Stelle...

So kanns auch gehen. Denken2



Geschrieben von Reinhard 02 am 31.01.2011 um 20:48:

 

so, jetzt gehts ans verzapfen.

Beim verzapfen suche ich mir erstmal ein Stück, das vom Konus her möglichst gleich optimal passt, Farbe und Material spielt auch eine Rolle.
Die wandstärke ist erstmal untergeordenet.

Bild 1 zeigt meine Schublade mit kurzen Stücken, hier wurde ich aber nicht so recht fündig.Nach verschiedenem Probieren, ein Stück habe ich sogar schon passend geschliffen, bin ich nicht zufrieden mit der Farbe und muss im Keller bei den langen Reststücken weitersuchen.

Dort werde ich in gelb für ST und HT fündig, passendes in braun habe ich ledier nicht.

Bild 2 zeigt den Zapfen (gelb) fürs ST(braun). Wie man sieht, ist der Zapfen dünnwandiger als der blank-- das kann natürlich nicht so bleiben.

Der Zapfen muss verstärkt werden und da ich kein passendes dickeres Material finde, wird er doppelt verstärkt, wie ihr seht immer kürzer werdend.
Wichtig ist, dass der später "offene" Teil des Zapfens verstärkt wird, Bild 3

Bild 4 zeigt den Zapfen(gelb) fürs Handteil. Seine Wandstärke übertrifft die des blanks, er müsste nicht (unbedingt) verstärkt werden, ich verpasse ihm aber sicherheitshalber noch einen dünnen Einschub.

Bild 5 die fertig verklebteb Zapfen, allerding noch nicht ganz in der Endlänge. Am ST -Zapfen sieht man die Verstärkung durchschimmern.
Der Spitzenzapfen wird knapp 4cm eingeklebt, der HT-Zapfen ca. 6cm. Nach dem endgültigen Einpassen wird der ST-Zapfen ca.4,5cm rausschauen, der vom HT vielleicht 7-8.

Der ganze Akt hat dieses mal 2,5-3 Stunden gedauert, bis ich endlich alle passenden Teile zusammen hatte und verklebt habe.
Das ging bei anderen Ruten schon sehr viel schneller, wenn man Glück hat und es gleich passt und nicht verstärkt werden muss!

Fortsetzung folgt.

Gruss
Reinhard



Geschrieben von Reinhard 02 am 02.02.2011 um 11:09:

  RE: Sportex-Glas-vierteilig

Nächster Schritt ist der Korkgriff.

Manche werden denken, wozu der Aufwand, es gibt doch fertige Formgriffe.

Recht habt ihr, aber ich habe immer einige universelle Korkstücke auf Lager, um gleich loslegen zu können.
Und da ich nicht weis, was kommt, haben diese eine kleine Bohrung und eher grossen Aussendurchmesser.

1. die Ausgangslage: umgedrehte Sägelehre, grobe Rund- und Flachfeile, feine Flachfeile, die Flachfeilen natürlich mit rundem Rücken.

2. mit der groben Rundfeile, eher schon -raspel, wird begonnen.

3. sobald es passt, mit der groben Flachraspel weitermachen, der Kork wird gleichmässig unter der flachen Hand gerollt

4. regelmässig probieren, manchmal ist man schneller unten, ale man denkt!!

5. fast passend

6. die nächsten Teile haben einen geringeren Aussendurchmesser, daher zum Ende hin nicht mehr zu fest drücken!

7. so, die ersten beiden Teile sind fertig

8. fertiger Griff mit Spacer und Vorgriff


jetzt warte ich aufs Päckchen von Karl mit noch einem Rollenhalter zur Auswahl, habe 2 da, aber noch nicht ganz entschieden, welchen ich nehmen möchte.

Dann wird verklebt und runtergedreht.

Reinhard



Geschrieben von murmeli1965 am 02.02.2011 um 12:21:

 

Respekt, das ist ja noch richtige, echte Handarbeit wie du den Kork bearbeitest.

Gruß Oldi



Geschrieben von Reinhard 02 am 04.02.2011 um 21:25:

  RE: Sportex-Glas-vierteilig

...ich hätte gerne inzwischen weitergemacht, aber leider ist die Lieferung verschütt gegangen, also bearbeite ich ein anderes Projekt, das auch schon viel zu lange in dr Ecke rumstand.. großes Grinsen



Geschrieben von Reinhard 02 am 13.02.2011 um 15:17:

 

Endlich gehts weiter.
Nachdem ich wg. des RHs lange überlegt habe, ob Metall oder Fuji, und dann kein genau meinen Vorstellungen entsprechender Metal-RH aufzutreiben war, wurde es der Fuji in 22.
Es hätte auch ein 20er gepasst, dann wäre aber bei meiner Art der Griffgestaltung selbiger zu dünn geworden, in Relation zum Rutendurchmesser, optisch betrachtet.

1. geklebter Griff in Rohform
2. Kennzeichnung der Korkstücke: manchmal liegen die einzelnen Korkstücke nur in einer bestimmten Ausrichtung richtig gut, daher sollte diese vor dem Kleben gekennzeichnet werden.
3. nichts ist so langlebig wie ein Privisorium! Dies ist meine 1. und einzige Vorrichtung zum Griffe-schleifen, hat jetzt schon paar Jahrzehnte aufm Buckel.
4.-6. Details vordere und hintere Aufnahme
7. zum Schleifen habe ich das Staubsaugerrohr zwischen den Beinen oder in der einen Hand und führe es immer dicht beim Schleifpapier mit.
8. grobe Form
9. es müssen 2 Löcher gespachtelt werden
10. Korkspachtelutensilien



Geschrieben von Reinhard 02 am 13.02.2011 um 15:28:

 

1. Während der Korkspachtel trocknet, schnell umbauen und die Ringfüsse anschleifen.

2. fertiger Griff, jetzt fehlt nur noch der Abschluss

3. es kommt keine Abschlusskappe oder ähnliches drauf, sondern der Griff wird "verkorkt"

4. dazu den Korken konisch anfeilen, so passt er auf alle Fälle.

5. eingeklebt

6. fertig geschliffen

Zeitaufwand:

Kork raussuchen und aufbohren: ca. 1,5 St. Hat vor allem wegen des grossen Durchmessers so lange gedauert.

Rollenhalter zersägen und Griff kleben: ca. 1,5 St. Ich habe ihn in 3 Teilstücken mit dem 5 min Epoxi verklebt, zwischendurch mit den Händen zusammengedrückt, man muss ungefähr 5 min halten.

Griff runterschleifen und Abschluss machen: ca. 2 ST.

Insgesamt also ungefähr 5 St. für den Griff.

Gruss
Reinhard



Geschrieben von Reinhard 02 am 24.02.2011 um 18:45:

 

So, weiter gehts.

Nach langem hin und her habe ich die Ringe beisammen.

Fuji Hard, 30er - 10er, klassische 7 + 1 Beringung bei 11´
Bindegarn Talbot oliv und Talbot orange/rot,
beides sind fixierte Farben, die beim Lackieren zwar noch etwas nachdunkeln aber nicht "durchsichtig" werden.

Die Bindungen an den Enden mache ich gerne blank - farben und mit nicht fixiertem Gudebrod, damit sie sich dem blank noch besser anpassen.

Um sicher zu gehen, mache ich einen Versuch mit 3 verschiedenen Brauns.

Erwartet habe ich, dass die rechte Spule am besten passen würde.
Aber so wars nicht, gut, dass ich es ausPROBIERT fröhlich habe.

Es stellte sich nämlich das Kastanienbraun als besser passend herraus!
Auf dem Bild kommt es nicht so gut rüber.

Die Probewicklung habe ich einfach mit Spucke "behandelt"

Inzwischen habe ich auch lackiert und die Rute trocknet gerade.

Reinhard



Geschrieben von laverda am 24.02.2011 um 19:24:

 

Hi Reinhard,

schöner Bericht, passende Bilder, anschaulich und alles sehr leicht nachvollziehbar. Baby1

Gruß vom platten Niederrhein



Geschrieben von Jogi42 am 24.02.2011 um 19:48:

 

Hallo Reinhard,
schöner Bericht.
Was mir aber noch besser gefällt, endlich mal jemand, dessen Werkstatt auch nicht so super aufgeräumt aussieht.



Geschrieben von Reinhard 02 am 25.02.2011 um 17:05:

 

Die Rute ist fertig.

Man sieht, dass das Garn noch etwas nachgedunkelt ist und jetzt ne schönes Hardy-Grün ist.

Ich habe mal das Spitzenteil vor und nach dem Lackieren gewogen: 90,03 g--92,46g
Wenn man bedenkt, dass es 2-Stegringe auf einem relativ dickem blank sind, die auch noch mit etwas dickerem Garn gewickelt wurden (Talbot 30er), ist es eigentlich garnicht so viel. Meine Lackierung fällt allerdings nicht sehr dick aus.

Jetzt fehlt nur noch ein Futteral.

Ich versuche, die Farben der Rute so ungefähr auch beim Futteral zu verwenden, das erleichtert auch die Suche beim Packen vor dem Trip.

Wie ihr seht, kann man Gütermann-Garn nicht nur zum Ringewickeln benutzen.


Jetzt fehlt nur noch ein schönes Fangbild mit Rute und Fisch, das kann ich hoffentlich in ein paar Monaten nachreichen.

Reinhard



Geschrieben von Posenrute am 09.12.2011 um 12:20:

 

Auch wenn es schon länger her ist, und ich nur wegen des Gewinnspiels hier gelandet bin, muss ich sagen:

Absolut großartig! Applaus

Ich sollte mich ernsthaft und schleunigst mal mit unserer Nähmaschine auseinandersetzten!



Geschrieben von JRB am 29.11.2016 um 19:18:

 

Einer der besten How-to-Do Thread ever Daumenhoch4 Daumenhoch4 Daumenhoch4

Danke Reinhard Schild7 Respekt



Geschrieben von Reinhard 02 am 30.11.2016 um 09:13:

 

Danke, Jürgen.

Inzwischen habe ich einige sehr schöne Fische bis 31 Pfd. mit der Rute gefangen, leider aber noch kein Bild "Fisch mit Rute" gemacht, da meine Plätze selten genug Platz dafür bieten, meistens reicht es gerade für Schirm und Abhakmatte.

Reinhard



Geschrieben von chrischan am 30.11.2016 um 11:19:

 

Hallo Reinhard,
wo Dein Beitrag gerade wieder ausgegraben wurde hätte ich noch eine Frage zum selbstgenähten Futteral.
Woher hast Du das grüne Einfassband bezogen? Ich habe hier zwar einiges an Material liegen, die optimale Lösung konnte ich bisher nicht ausfindig machen.

Wird es bereits gefalzt geliefert? Das würde das Nähen für Ungeübte wie mich enorm vereinfachen.

Gruß
Christian


Forensoftware: Burning Board 2.3.6, entwickelt von WoltLab GmbH